Wieviel Technik braucht die Jagd?
Auch wenn manche Jäger so tun, als würden sie lediglich mit der Keule bewaffnet auf Beutezug gehen, an den Errungenschaften der Technik kommt kaum einer vorbei. Vieles davon ist nützlich, dient der Effektivität und der Sicherheit, aber nicht alles erscheint sinnvoll und waidgerecht. Dazu gibt es sehr verschiedene Auffassungen innerhalb der grünen Riege und dementsprechend Diskussionsstoff an langen Abenden auf der Jagdhütte.
Wenn die Nacht zum Tage wird
Als erstes und jüngstes Beispiel seien die Nachtsichtgeräte genannt: Wärmebildkameras und Restlichtverstärker. Erstere erleben zur Zeit einen wahren Boom, ermöglichen sie doch dem Jäger das Aufspüren von Wild bei Nacht. Die Wärmeabstrahlung lässt sich deutlich auf dem elektronischen Bildschirm der Kameras erkennen, selbst auf große Entfernungen bis hinunter zur Maus. Überlegt eingesetzt, offenbart diese Technik sehr viel über das nächtliche Leben im Revier. Bei natürlichem Zusatzlicht (Mond) können so beispielsweise die Sauen auf Wildschadensflächen hervorragend angegangen werden.
Nachtsichttechnik am Zielfernrohr
In Kombination mit einem qualitativ hochwertigen Zielfernrohr und beleuchtetem Zielpunkt (eine Technik, die auch erst vor rund 30 Jahren für die Jagd gesetzlich erlaubt wurde), lässt sich dann sauber ansprechen und Beute machen. Heftig umstritten ist der Einsatz von Wärmebild und Nachtsicht in Verbindung mit einem Zielfernrohr. Gerade erst ist dazu das Waffengesetz geändert worden.
Jäger dürfen zukünftig Nachtsichttechnik auch in Verbindung mit einem Zielfernrohr nutzen. Die jagdrechtlichen Verbote bleiben zwar bestehen, die Bundesländer können aber Ausnahmen zulassen. Befürworter eines solchen Einsatzes sehen die Möglichkeit, dadurch präzise und effektiv auch bei Nacht zu jagen, die Gegner befürchten, dass damit der Schutz der Nacht für das Wild durchbrochen wird und durch diese Beunruhigung der Schaden gerade im Wald nur noch größer wird.
Schalldämpfer für alle
Mit der Änderung des Waffengesetzes ist für Jäger nun auch möglich, unproblematisch einen Schalldämpfer zu erwerben. Hier gab es zuvor viel bürokratisches Hickhack, und jedes Bundesland entwickelte eigene bürokratische Hürden. Viele Waidmänner besitzen bereits so einen „Silencer“ und genießen die Vorteile: Schutz für die Lauscher von Herrchen und Hund, geringerer Rückstoß und insgesamt weniger Lärmentwicklung. Schön sind die Pfropfen am Laufende nicht, und die Waffe wird meistens länger, aber kaum einer von den jetzigen Besitzern möchte auf diese komfortable Dämpfung von Schussknall und Rückstoß verzichten. Ein positiver Nebeneffekt ist die Erhöhung der Präzision.
Mobile Erreichbarkeit im Revier
Eine der größten Errungenschaften für das Revier ist das mobile Telefon. Zunächst mal aus Sicherheitsgründen. Wer zum Beispiel mit der Hochsitzleiter durchbricht und sich schwer verletzt, weiß diesen Notnagel sehr zu schätzen. Das Gleiche gilt, falls man sich mit dem Wagen im Revier festgefahren hat oder Hilfe durch einen Schweißhund braucht. Die Aufzählung von möglichen „Notsignalen“ per Funk ließe sich beliebig fortsetzen. Zusätzlich leisten viele Apps auf den Smartphones praktische Hilfe: Wie wird das Wetter? Welches Wild hat Jagdzeit (wichtig für diejenigen, die in verschiedenen Bundesländern jagen!)? Was ist auf der Wildkamera zu sehen? Wer hat die Falle ausgelöst? Möglichkeiten ohne Ende. Wenn man sie denn will und braucht.
Diskrete Überwachung per Wildkamera
Die Wildkamera ist ebenfalls ein „Gadget“ (so nennt man heute diese kleinen technischen Helfer), das weite Verbreitung in Jägerkreisen gefunden hat. Mit dieser Fotofalle lässt sich auch an sensiblen Stellen feststellen, ob, und wenn ja, welches Wild sich dort herumtreibt. Auf diese Art und Weise kann ein Jäger sehr diskret und wildschonend Aufschluss über die Bewegungen in seinem Beritt erlangen. Das ermöglicht auch eine effektivere Jagd, vorausgesetzt es wird zur Kontrolle dieser Kameras nicht jeden Tag in den Busch gefahren.
Dauernder Kontakt zum vierläufigen Begleiter
Auch Hundeleute profitieren von den Segnungen moderner Technik. Wie häufig fanden früher Hunde nach Drückjagd oder Nachsuche nicht wieder zu ihrem Führer zurück bzw. gaben Standlaut, ohne gehört zu werden. Durch Geräte mit GPS-Ortungstechnik behält der Rüdemann heute permanent Einblick, wo sich sein Vierläufer aufhält, wenn er geschnallt ist und selbstständig jagt. Über GPS-Signal bleibt auf diese Art der Kontakt zwischen Herrchen und Hund gewahrt, und der Führer kann seinen Hund besser wiederfinden bzw. ihm zu Hilfe eilen.
Entscheidend: Der richtige Umgang mit Technik
Damit sind ein paar Beispiele aufgezählt für Möglichkeiten, die die heutige Technik dem Jäger bietet. Wie bei all diesen Neuerungen sind die Geräte und ihre Technik für sich gesehen nichts Schlechtes. Aber schon früher hieß es „Der Schuft sitzt hinterm Schaft“. All diese Errungenschaften lassen sich auch zu Lasten des Wildes missbrauchen. Auf legalem und manchmal auch auf illegalem Wege. Der Jäger kann sich selbst eine Falle stellen, indem er auf seinem Handy unentwegt herumspielt und das Wild dadurch verpasst oder wenn er nachts mit Nachtzieltechnik in den Einständen herumschleicht. Die Verantwortung gegenüber dem Wild ist durch die gewaltigen Fortschritte in der Technik für den Jäger erheblich gestiegen, da sie ihm noch mehr Überlegenheit gegenüber dem Wild verschafft. Deshalb verlangt sie von ihm mehr als jemals zuvor einen kontrollierten, einen besonnenen Einsatz im Sinne der Waidgerechtigkeit. Das Wild wird es ihm danken.
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Ich möchte meinem Vater das Nachtsichtgerät schenken, denn er geht gerne jagen. Wenn man aber nachts jagt, passen die Wärmebildkameras besser, um die Tiere sofort sehen zu können. Danke für den Beitrag über Technik des Jägers!