Störungen im Revier – wie damit umgehen?

In den Einständen des Wildes kann es zu Reibungspunkten zwischen Waldbesuchern und Jägern kommen.

Wenn der Jäger/die Jägerin ins Revier fährt, möchte er die Natur am liebsten ganz für sich haben. Häufig eine schöne Illusion in unserer bevölkerungsreichen Landschaft. Je nach Lage des Reviers und der Umgebung muss stets mit Störungen gerechnet werden, denn es gibt viele Menschen, die es lieben, die Natur mit allen Sinnen zu genießen.

Die Ausstattung der geländetauglichen Fahrräder verführt leider manchen Biker zu Querfeldein-Abenteuern.

Feld und Wald – Tummelplatz für Freizeitaktivitäten

Mitnutzer von Feld und Wald gibt es reichlich: Jogger, Mountainbiker, Quad-Enthusiasten, Spaziergänger mit und ohne Hund (oder sogar Katze), Feldarbeiter, Holzfäller, Reiter, Vogelbeobachter, Holzfäller, Fotoamateure – die Aufzählung ließe sich beliebig weiter fortsetzen bis hin zu regionalen Sonderfällen wie beispielsweise Drachenflieger oder Geocacher, die selbst nachts durch die Dickungen krauchen.

Extreme Tier- und Naturliebe führt zu überraschenden Begegnungen in der freien Landschaft.

Konstruktive Gespräche statt Belehrungen

Natürlich ist kein Jäger erfreut, wenn in einem stillen Winkel seines Reviers der ersehnte Bock abspringt, weil gerade ein Spaziergänger-Pärchen mit ihrem Vierbeiner die Schneise betritt. Da heißt es, Gelassenheit zu bewahren. Jäger haben kein Exklusivrecht an der Landschaft. Deshalb gilt es, sich zu arrangieren. Wie gelingt das am besten? Der Jäger kann ausweichen, räumlich oder zeitlich. Er kann aber auch auf die anderen Nutzer zugehen und mit ihnen das Gespräch suchen. Eine gute Gelegenheit, um über die Bedürfnisse des Wildes und der Jagd aufzuklären. Viele Freiluft-Enthusiasten haben zwar ein Gefühl für die Natur, aber wenig Wissen über deren Rhythmus. Freundlich angesprochen, sind sie häufig offen für Hinweise oder Bitten des Jägers. Das wäre Öffentlichkeitsarbeit im besten Sinne. Zwar ist es nicht leicht, vom Ärger über den verpassten Lebensbock auf liebenswürdigen „Erklär-Onkel“ umzuschalten. Häufig ist es jedoch eine gute Investition.

Im sensiblen Dämmerungsbereich stören menschliche Aktivitäten den natürlich Rhythmus des Wildes besonders.

Auf Verständnis setzen

Welche Ansätze sind wichtig für ein solches Gespräch vor Ort?: 

• Es sollte zum Beispiel klargemacht werden, dass ein Einhalten der Wege das Wild am wenigsten beunruhigt. 

• Ebenso das Vermeiden von Aktivitäten in der Dämmerung, da in dieser Zeit Wildtiere zur Äsung ziehen. 

• Wichtig auch der der Hinweis, den Hund im Wald möglichst angeleint zu lassen, damit bei diesem nicht plötzlich der Jagdtrieb durchbricht. 

• Besonders vorsichtig im Frühjahr zu sein, wenn fast alle Tiere Nachwuchs bekommen. 

Selbst wenn einige dieser Punkte eine gesetzliche Grundlage haben, empfiehlt es sich nicht, vorwiegend mit Paragraphen zu argumentieren. Verständliche Informationen sind das Mittel der Wahl. Erst wenn sich Naturbesucher trotz freundlicher Hinweise unbelehrbar zeigen oder gar mutwillig stören sollte auf die Gesetzeslage hingewiesen werden. 

Gut ausgebaute Waldwege werden von Waldbesuchern gerne angenommen.

Sind Störungen wirklich so schlimm?

Zur Bedeutung von Störungen an sich: Die negative Wirkung wird von Jägern gern dramatisiert, weil sie ihnen die Stimmung und eventuell den jagdlichen Erfolg vermasseln. Wer sucht nicht gern Schuldige, wenn der eigene Erfolg ausbleibt? Keine Frage, das schreckend abspringende Reh ist ein Ärgernis. Doch häufig tritt es nach einiger Zeit wieder an der gleichen Stelle aus. Entscheidend ist für das Wild in erster Linie, die Störung richtig einordnen zu können. Das Zusammentreffen mit klar erkennbaren menschlichen Aktivitäten verscheucht die Wildtiere zwar von der Bühne, erzeugt aber nur bedingt Stress. Wie zum Beispiel Reiter, die auf festgelegten Pfaden durch den Busch traben oder plaudernde Spaziergänger auf dem Wanderweg. Diese Störungen sind für das Wild berechenbar und nur ein geringer Störfaktor. Sehr deutlich wird das an Rehen, die vollkommen gelassen nahe der Autobahn äsen. Selbst dort, wo heute auch bei uns der Wolf jagt, hat sich das Schalenwild nach großer Nervosität zu Anfang mit der Anwesenheit des grauen Jägers arrangiert.

In den Einständen des Wildes kann es zu Reibungspunkten zwischen Waldbesuchern und Jägern kommen.

Wer die Gefahr kennt …

Wichtig ist es deshalb, dem Waldbesucher nahezubringen, sich „normal“ zu bewegen, „normal“ zu sprechen und bitte nicht dem Wild nachzusteigen, auch wenn das Interesse noch so groß ist. Nichts versetzt den Wald mehr in Unruhe, wenn es die Gefahr nicht richtig lokalisieren und damit einschätzen kann. Ungewissheit macht nicht nur Menschen nervös. Einem Spielmannszug, der auf dem Wanderweg durch den Busch zieht, wird das Wild routiniert ausweichen, ein durch die Dickungen krauchender Pilzsammler kann es hingegen in Panik versetzen. Im Übrigen: Ein schleichender Jäger an der verkehrten Stelle löst mehr Unruhe im Bestand aus, als er annimmt – nur bemerkt er es häufig selber nicht!

Fazit: Alle Waldbesucher sollten sich stets bewusst sein, wir Menschen bewegen uns im „Eigenheim“ der Wildtiere. Deshalb sollte wohlüberlegt sein, wie und wann man in dieses Wohnzimmer tritt. Und das Schlafzimmer sollte stets tabu sein.

Der alte Bock kennt die Straße und weiß aus Erfahrung, dass durch den Verkehr keine Gefahr droht.

1 Comment

  1. Siegfried Tannheim sagt:

    In unserem total übervölkerten Land ist es für mich seit meiner frühen Kindheit der größte Luxus, noch irgendwo Einsamkeit in der Natur zu erleben. Ich halte mich gerne in Wald, Feld und Flus auf. Einfach nur so, OHNE etwas dort zu machen. Dies allerdings zu allen Tages- und Nachtzeiten, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter. Möchte ich lange dort verweilen, kommt es ganz selten vor, dass ich solch einen einsamen Ort mit dem Auto aufsuche. Hierbei achte ich sorgfältigst darauf, kein Verbotsschild zu missachten. Im Auto ist es in kalten Herbstnächten oder im gleißenden Mondlicht einer eisigen Januarnacht einfach wärmer, außerdem kann ich leise aus meinem CD-Player Klassische Musik hören. Dazu bete ich, betrachte den Sternenhimmel und bin eins mit Gott. Dies ist für mich ein Grundbedürfnis meines Menschseins.
    Nichts liegt mir ferner, als irgendjemanden zu stören oder zu provozieren. Ich fühle mich eins mit Gott und der Welt!
    Bis dann plötzlich so ein „depperter“ Jäger daherkommt und mir mit wüsten Beschimpfungen, Drohungen und Belehrungen über Gesetze, die es so nicht oder nur in seiner Fantasie gibt, die Harmonie meines Daseins zu rauben. Wenn er merkt, dass mich sein Auftreten nicht beeindruckt und er mir verbal nicht gewachsen ist, musste ich als mittlerweile alter Mann erleben, dass mir sogar physische Gewalt angedroht wird.
    Ich fordere ihn höflich auf, doch die Polizei einzuschalten, wenn ich hier etwas Ungesetzliches mache. Sogar meine Papiere möchte ich ihm zeigen oder biete ihm mein Handy an, um die Polizei zu verständigen. Dies sollte allerdings unter seinem Namen geschehen, da ich mich bei der Polizei nicht lächerlich machen möchte. Aber nein, er geht darauf nicht ein, da er offenbar nur Streit sucht. Nun gelingt es ihm doch, mich zu verjagen und mein schöners Naturerlebnis ist zerstört durch Disharmonie, Aggression und Stress.
    Dies habe ich in ca. 55 Jahren immer wieder erlebt und es läuft stets nach demselben, ober geschilderten Verfahren ab.
    Die Jäger sollten lernen, dass es Menschen gibt, welche die Natur auch ohne Jagdberechtigung genießen wollen und dürfen. Wenn es ihnen hier zu eng wird, kann das niemand besser verstehen als ich – nur sollten sie dann in die Mongolei, nach Alaska oder Sibirien gehen. Ich kann nichts dafür, dass es mich hier gibt und ich das Dargelegte einem spießigen Fernsehabend vorziehe, solange ich das noch körperlich kann.

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