Klimawandel klaut den Schnee

Für die Jagd ist es besser, dass der Schnee liegt und nicht erst fällt.

Klimawandel, Waldsterben, CO2-Bilanz – diese Schlagworte beherrschen zur Zeit die öffentliche Diskussion. Was den Wald betrifft, wird von forstlicher Seite mit großer Vehemenz eine radikale Reduzierung der Schalenwildbestände gefordert. Man könnte fast annehmen, ohne einen solchen Eingriff haben wir bald keinen Wald mehr. Die Anbau-Fehler der Waldhüter in den vergangenen Jahrzehnten wird damit gern unter den Tisch gekehrt. Dabei muss aber bedacht werden, dass die Ansprüche und Vorraussetzungen damals andere waren und die Forstleute nach bestem Wissen handelten.

Bei Schnee sind diese beiden Hirsche schon früh unterwegs.

Enormer Anstieg der Schalenwildbestände

Auch wenn viele Weidmänner über dieses Vorgehen der Forstleute mosern, das Argument von überhöhten Schalenwildbeständen lässt sich so einfach nicht vom Tisch wischen. Auch wenn sich Wildbestände nur schwer zählen lassen und Streckenzahlen nicht alles über die Anzahl der Noch-Lebenden aussagt, man muss nur die Abschusszahlen aus den zurückliegenden 50 Jahren heranziehen, um zu erkennen, wie steil die Kurve nach oben gegangen ist. Steigerungen von mehreren hundert Prozent können nicht so einfach wegdiskutiert werden, selbst wenn es in den Nachbarstaaten nicht viel anders aussieht.

Fütterung ist in den seltensten Fällen noch üblich und erlaubt.

Die Bejagung wird immer schwieriger

Wie immer hat eine solche Entwicklung nicht nur eine Ursache. Der Umbau zum erwünschten mehrstufigen Wald bietet dem Wild bessere Deckung und Äsung, verstärkt durch häufige Baummasten. In den immer größer werdenden landwirtschaftlichen Schlägen findet das Wild ebenfalls Einstände und Futter. Hier sind vor allem Mais und Raps zu nennen. Die Bejagungsmöglichkeiten im Wald wie im Feld werden dadurch deutlich schwieriger. Aber noch ein Punkt spielt eine Rolle, der selten erwähnt wird: Die milden Winter mit kaum Schnee außerhalb der Mittelgebirge machen es dem Jäger schwer, in der „Haupterntezeit“ erfolgreich zu waidwerken. Und der „weiße Tod“ ist auch fast arbeitslos.

Ohne Schneedecke hebt sich der Wildkörper kaum vom Hintergrund ab

Der Schnee ist ein guter Jagdhelfer

Welche Vorteile bietet die weiße Pracht dem Jäger? Zunächst mal kann er das Wild besser fährten, weiß, wo es zur Äsung zieht und in welche Einstände es sich zurückzieht. Am besten geht das nach einen „Neuen“, so wird in der Jägersprache eine frische Schneedecke bezeichnet. Mit diesen Erkenntnissen kann sich der Jäger gezielter ansetzen oder spontan mit Jagdkameraden eine kleine Drückjagd organisieren. Die Sicht ist auch bei schlechtem Licht besser, so das selbst ohne oder mit nur geringem Mond auch eine nächtliche Jagd möglich ist. 

Der „weiße Leithund“ verrät eindeutig, wohin sich das Wild bewegt hat.

Das Wild ist über Tage unterwegs

Das Wild ist bei diesen Wetterverhältnissen deutlich mehr auf den Läufen. In den Beständen, aber bei Sonne zieht es auch gern auf offene, sonnige Flecken, um sich zu wärmen. Das trifft vor allem auf Reh- und Damwild zu. Auch für die Fuchsjäger erhöhen sich an solchen winterlichen Sonnentagen die Chancen. Das Ausgehen von Saufährten ist ebenfalls erfolgversprechend. Das sind nur ein paar Beispiele für die zahlreichen Möglichkeiten, die eine Schneelage bietet. Mal ganz abgesehen davon, dass die Jagerei mit Hilfe des „weißen Leithundes“, wie die weiße Pracht gern unter Waidmännern genannt wird, einfach ganz besondere Freude bereitet und mit keiner anderen Jagdart vergleichbar ist.

Die Schneelage animiert die Rehe zur reichlichen Futteraufnahme.

Klimawandel klaut den Schnee

Deshalb geht es auch nicht allein um die Vergrößerung der Strecke. Ein Erlebniswert ist abhanden gekommen. Der Klimawandel hat der grünen Zunft das belebende Weiße größtenteils genommen. Und natürlich auch ihre jagdliche Chancen beschnitten. Dafür effektive und waidgerechte Alternativen zu finden, wird nicht einfach. Und hoffentlich nimmt uns beim Schwarzwild nicht die Afrikanische Schweinepest „die Arbeit ab“!

Wird die Nahrung knapp, sind die Sauen auch über Tage auf Streifzug.

Hegemaßnahme für den Wolf

Im Übrigen: Förster und andere Naturschützer gehören durch die Bank zu den Wolfsfreunden. Die Tatsache, dass dich die Grauhunde bei uns so stark verbreitet haben, ist mit Sicherheit auch diesen hohen Schalenwildbeständen zu verdanken. Das ist wie Tischlein deck dich. Wird diese Basis erheblich eingeschmolzen, dann ist zu erwarten, dass sich diese Neuankömmlinge vermehrt an Weidetieren bedienen werden. Wie sich dann wohl die Stimmung in der Bevölkerung entwickeln wird?

2 Comments

  1. Roland Prillwitz sagt:

    Hallo,
    im Grunde ein sehr schöner, interessanter Beitrag.
    Ja mal wieder einen“richtigen Winter“ mit Schnee erleben,das wäre klasse.
    Die Gründe für die Zunahme des Schalenwildes und des Klimawandels sind eindeutig und von niemandem mehr in Frage zu stellen.
    Was mich ein bisschen stört ist,das beim Thema Wolf alle anscheinend eine Glaskugel zu Hause haben.
    Meiner Meinung nach wissen so viele Experten und welche die sich dafür halten,wie sich die Wolfspopulation entwickeln wird.
    GELASSENHEIT! Und vielleicht lernen die Menschen wieder mehr von und mit der Natur zu leben.
    Ich weiß, ich werde jetzt bestimmt als unrealistischer Träumer betitelt, vielleicht ????
    Mfg Roland

  2. Hagen Amberger sagt:

    Wenn man diesen Artikel liest könnte man gerade meinen die Forstleute seien an allem schuld: am Kiimawandel, anden Jahrhundertmasten etc. Wenn der Wildbestand auf einer vernünftigen Zahl gehalten wird wird der Wolf auch nicht mehr Weidetiere reißen; die reißt er weil sie leichter zu bekommen sind. Gerade die Sauen, die durch die häufigen Masten (und Energiemais sowie „Kirrung“) in immer jüngerem Alter immer stärker werden werden dem Wolf was husten; das hat schon mancher Wolf schmerzlich erfahren müssen. Häufige Fruktifikation vom Waldbeständen ist übrigens ein Stressmerkmal durch die vielen Trockenjahre.

    So einen Schwachsinn wie in diesem Artikel habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

    Abschließende Frage: Warum darf eigentlich die Jagd den Jägern nichts abverlangen? .. .

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