Januarjagd – aber bitte mit Fingerspitzengefühl

Das Rehwild sucht Deckung auf. Wind stört es mehr als der Frost.

Das Jagdjahr neigt sich langsam zu Ende, die große Zeit der Drückjagden läuft aus, es geht im Revier in eine ruhige Phase über, die teilweise auch der winterlichen Witterung geschuldet ist. Aber bis zur Schonzeit des Schalenwildes kann noch hier und da Nachlese gehalten werden. Und vor allem die Raubwild-Spezialisten zieht es jetzt in Feld und Flur, die Füchse bewegen sich auf Freiersfüßen, und auch anderem Raubwild kann nachgestellt werden.

Hahn in Ruh im Januar?

Bezüglich der Bejagung des Schalenwildes (mit Ausnahme des Schwarzwildes) zu Beginn des neuen Jahres scheiden sich die Meinungen in Jägerkreisen. Die einen plädieren dafür, mit dem 31. Dezember die Bejagung einzustellen und werden mit dieser Ansicht von der Wissenschaft unterstützt. Der herabgesetzte Energieumsatz vertrage sich schlecht mit zusätzlichem Stress und unnötiger Bewegung. Die im Herbst gebildeten Fettreserven seien notwendig, um die karge Winterzeit gesund zu überstehen. Vor allem Drückjagden seien in diesem Sinne kontraproduktiv. Außerdem laufe nach Weihnachten der Wildbretabsatz deutlich schlechter als unmittelbar davor.

Dezente Nachlese im Januar?

Wegen der regional teils hohen Schalenwildbestände wollen andere Reviere aber die auslaufende Jagdzeit nutzen, um den geforderten Abschuss zu erfüllen. Bei Schneelage gelingt das besonders gut. So werden vielerorts auch zu Jahresbeginn noch Drückjagden abgehalten. Manche beschränken sich auf die Einzeljagd oder variieren das in Form von Gemeinschaftsansitzen ohne Beunruhigung durch Treiber oder Hunde. Das hängt natürlich auch von den jagdlichen Zielen ab und der Art der Bejagung. Das Schwarzwild wird üblicherweise sowieso weiter bejagt, was ebenfalls für eine gewisse Unruhe in Wald und Feld sorgt. Insgesamt ein umstrittenes Thema in der grünen Zunft.

Schwacher Rotwildspießer. Das wäre das Richtige für eine Nachlese.

Kleine Aktionen in Randbereichen

Es gibt noch eine Möglichkeit, den Druck aus den Haupteinständen in der kalten Jahreszeit herauszunehmen. Es werden in kleinen Trupps Revierorte gedrückt, die bei großen Jagden wegen ihrer Lage meistens ausgelassen werden müssen. Zum Beispiel Feldgehölze, Sandkuhlen, breite Hecken oder kleine Feuchtgebiete mit Schilf und Weidengestrüpp. Aber Vorsicht: Bachen können schon gefrischt haben, darauf muss geachtet werden, auch im Hinblick auf den Einsatz von Hunden.

Einzeljagd mit Gefühl

Die sicherste Variante in dieser Zeit ist die Einzeljagd. Das Wild ist vertraut und kann in aller Ruhe angesprochen werden. Weniger Beunruhigung, bessere Vergleichsmöglichkeiten und gut platzierte Schüsse stehen hier auf der Plusseite. Vermieden werden sollte aber der jagdliche Eingriff in größere Rudelverbände. Das wirkt ausgesprochen kontraproduktiv, denn in der Folge wird sich das Wild kaum noch aus der Deckung trauen und dort Schaden anrichten. Ein solcher Schuss in einen großen Verband ginge dann im wahrsten Sinne „nach hinten los“.

Im Feuchtgebiet bei Frost erfolgreich auf der Einzeljagd.
Größere Rotwildrudel sollten im Januar unbehelligt bleiben.

Viele Gelegenheiten für die Flinte

Es muss aber nicht immer die Büchse zu Beginn des Jahres aus dem Schrank geholt werden. Vor allem für passionierte Raubwildjäger bieten sich jetzt ideale Bestätigungsmöglichkeiten. Reineke bewegt sich auf Freiersfüßen und ist auch tagsüber ständig auf Brautschau. Mit Luder oder Lockinstrumenten lässt sich mancher rote Freibeuter in den Bereich von Kugel oder Schrot locken. Und die Baujäger mit ihren Erdhunden sind jetzt ebenfalls in ihrem Element. Waschbär und Marderhund ergänzen häufig die Strecke, denn ihre Besätze haben im vergangenen Jahrzehnt (erschreckend) zugenommen. Und wer Flintenjagd pur erleben will, kann sich auf Tauben, Krähen oder Elstern versuchen. Mit einem geschickten Lockbild an der richtigen Stelle eine abwechslungsreiche und lohnende Angelegenheit!

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