Brut- und Setzzeit im Revier

Großer Zuwachs an Besucherdruck

Mein Heimatrevier liegt in einem sehr beliebten Naherholungsgebiet. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gab es so wie in den meisten anderen Revieren einen massiven Anstieg des Besucherdrucks. Quasi zu jeder Tageszeit befinden sich Passanten im Revier, leider oft auch abseits der markierten Wege. So sind z.B. in der Rehwildsaison auf einem Ansitz plötzlich erst ein unangeleinter Hund und kurz darauf zwei Personen vor mir aus einer Dickung gekrochen, die das Wild regelmäßig als Einstand nutzt. Solche Geschichten kennt fast jeder Jäger aus dem letzten Jahr.

Die Folgen für das Wild und für die Jagd sind vielen Waldbesuchern gar nicht erst bewusst. Kaum einer weiß um die Pflicht zur Erfüllung der Abschusspläne, um das heimlicher werdende Wild durch die konsequente Beunruhigung und dem damit verbundenen erhöhten Verbiss.

Was kann ein Revierinhaber bzw. Jäger tun, um gerade zu Beginn der Brut- und Setzzeit Ruhe in die sensiblen Flächen zu bringen? 

Besucherlenkung

Reden hilft! Häufige Revier-Spaziergänge und Präsenz zeigen, dabei einen freundlichen Dialog mit den Besuchern zu suchen, hat sich als wirkungsvoll erwiesen. Da man nicht immer und überall zugegen sein kann, hilft es auch, Passanten durch Hinweis-Schilder auf verschiedene sensible Bereiche aufmerksam zu machen.

Wir verwenden Hinweis-Schilder mit der Bitte, Hunde angeleint zu führen, gerade neben Flächen wo allgemein viel Wild liegt, wo Junghasen stecken und wo später auch Rehkitze liegen werden. Diese sollten rechtzeitig und ggf. in voriger Absprache mit den Jagdgenossen, aufgestellt werden.

Leider gibt es auch immer wieder Aktivitäten abseits der befestigten Wege, die unserer vermehrten Aufmerksamkeit bedürfen. Wilde Mountainbike-Strecken die dann schließlich auch Reiter nutzen, führen in unserem Revier durch sensible Bereiche. Auch hier haben wir mit dem Schild „Nehmt Rücksicht aufs Wild“ für mehr Zurückhaltung geworben. Außerdem suchen wir, wann immer möglich, auch hier das freundliche Gespräch mit den Reitern von Pferd und Drahtesel. Mountainbiken ist ohne Sondererlaubnis nur auf „geeigneten Wegen“ und das Reiten nur auf befestigten, geeigneten Wegen gestattet. Beides ist in dem gezeigten Beispiel nicht der Fall.

Die Reviereinrichtungen werden von Passanten immer wieder als gemütlicher Rast- und Picknick-Platz angenommen. Das bringt natürlich auch Beunruhigung an die bejagten Stellen. Auch hier haben wir Hinweis-Schilder angebracht, nicht zuletzt, um möglichen Unfällen vorzubeugen und um Besucher zum Aufsuchen der Rastmöglichkeiten entlang der Wege zu bewegen. 

Besonders sensibel sind auch die sonst gut versteckten Kinderstuben, wo nun die Bachen ihre Wurfkessel zusammenschieben, um ungestört zu frischen. Solche Flächen kann man mit dem Hinweis auf eine Wildruhezone und der Bitte, diese nicht zu betreten, versehen. Allerdings weckt man damit auch ungewollt die Neugierde vieler Menschen – hier gilt es abzuwägen.

Lebensraumverbesserung und Revierarbeiten vor Beginn der Brut- und Setzzeit

Eine weitere wichtige Arbeit vor Beginn der Brut- und Setzzeit ist das zeitige Entfernen von Unrat aus dem Revier. Wenn der Schnee getaut ist und noch bevor die Vegetation zu wachsen beginnt, ist der richtige Zeitpunkt für eine Sammel-Aktion. Gerade an Büschen, in Gräben und an Geländekanten finden sich Reste der Plastikfolien von Siloballen, entlang der Wege kommen Plastikflaschen und andere unschöne Hinterlassenschaften zum Vorschein. Hier kann man mit Öffentlichkeitsarbeit oft auch freiwillige fleißige Helfer gewinnen und so für eine müllfreie Umwelt und ein besseres Verständnis für die Jagd werben. 

Um das Niederwild zu stärken und um mehr Struktur im Revier zu schaffen, können mit dem Einverständnis der Jagdgenossen bzw. der Gemeinden, Hecken angelegt oder vermehrt werden. Eine sehr einfache Methode sind Stecklinge und Wurzelableger. Für Stecklinge kann man z.B. dünne Weidenäste vor dem Austrieb schräg abschneiden und diese mit der dicken Seite nach unten mind. 10cm tief ins Erdreich drücken. Für Wurzelableger drückt man z.B. die dünnen Äste eines Hartriegels an den Boden und fixiert diese mit einer Astgabel.

Hecken und Feldgehölze sind sehr wichtige Lebensräume. Sie bieten Deckung, Äsung, Brut- und Setzmöglichkeiten, sie schützen vor Erosion, erhalten die Bodenfeuchtigkeit, dienen als Bienenweide und vieles mehr. Deren Pflege und Rückschnitt sind zum Schutz von Fauna und Flora deshalb nur außerhalb der Vegetationszeit, zwischen 01.10. und 28.02. zulässig. Darauf kann man ggf. auch Jagdgenossen freundlich aufmerksam machen.

Die Kultur von Wildobst und autochthonen (heimischen) Sträuchern ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil zur Förderung der Artenvielfalt und eines vielfältigen Äsungsangebotes. Die Büsche und kleinen Bäume bieten sowohl Vögeln als auch Haarwild ein buntes Nahrungsangebot und dienen zudem als Bienenweide. Neben Wildapfel und Wildkirsche sollte auch eine bunte Mischung aus Felsenbirne, Kornelkirsche, Vogelbeere, Holunder, Schwarzdorn etc. in Absprache mit den Flächeneigentümern im Revier kultiviert werden. Zur Neupflanzung einer Kultur eignet sich die Zeit vor der Brut- und Setzzeit sowie der Herbst.

Markus Sämmer
Markus Sämmer
Autor, Koch, Abenteurer und Jäger

2 Comments

  1. Anette Tengelmann sagt:

    Hallo,
    wo kann man die Hinweisschilder > dem Wild zuliebe, Hunde bitte an die Leine< beziehen?
    wer ist berechtigt diese Schilder aufzustellen?
    würde mich über eine Antwort freuen
    LG Anette Tengelmann

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